
credits: freepic, @benzoix
Die eigene Identität gibt Stabilität in sich selbst. Sie ermöglicht es, sich selbst zu definieren, unsere Beziehungen zu gestalten und unseren Platz in der Welt zu finden. Die Identität dient als Grundlage für eigene Entscheidungen, Handlungen und formt das Selbstbewusstsein, als auch die Stärke für sich selbst einzustehen. Wer sich selbst kennt, kann besser mit sich und anderen Personen umgehen, da sie sich selbst versteht.
Doch was genau ist Identität? Wer bin ich wirklich? Was macht mich aus? Und wer möchte ich sein?
Die Ausbildung der Identität beginnt in der Jugendzeit und zieht sich bis ins junge Erwachsenenalter. Es ist der Übergang von der unbeschwerten Kindheit zur Selbstverantwortung. Doch dieser Prozess ist oft von einer Zerrissenheit geprägt, zwischen dem Wunsch nach Zugehörigkeit und dem Streben nach Individualität. Es ist eine Zeit intensiver Selbstfindung und der Suche nach Identität.
- Einzigartigkeit vs. Gemeinsamkeit
Jeder Mensch ist von Natur aus einzigartig. Von unserer DNA bis zu unseren Erfahrungen formt jede Facette des Lebens das individuelle Wesen. Dennoch teilen wir auch Gemeinsamkeiten mit anderen Menschen, sei es in unserer biologischen Struktur oder in den grundlegenden Bedürfnissen.
Manchmal fühlen wir uns gezwungen, anders zu sein, aber nicht zu anders, um nicht ausgegrenzt zu werden. Identität entfaltet sich entlang des Kontinuums zwischen Einzigartigkeit und Generalisierbarkeit. Die Balance zu finden ist entscheidend; denn extreme Individualität kann zur Einsamkeit führen, während extreme Identifikation zur Auflösung des Selbst führen kann.
- Unterschiedliche Rollen in einer Person
In verschiedenen Lebensbereichen nehmen wir unterschiedliche Rollen ein. Das gezeigte Verhalten in der Schule ist anders als zu Hause. In verschiedenen Freundeskreisen oder in der Familie zeigen wir unterschiedliche Seiten von uns. Doch das bedeutet nicht, dass es ein Schauspiel ist. Die Identität ist dynamisch und wird von verschiedenen Einflüssen geprägt, darunter der Umgebung, Erfahrungen und den erlebten Gefühlen.
Besonders die Veränderung über die Zeit hinweg ist bemerkenswert. Im Jugendalter experimentieren wir viel, während sich unser Selbst mit etwa 30 Jahren stabilisiert. Dennoch ist Veränderung auch danach möglich und sinnvoll. Eine gesunde Identität erfordert die Aufrechterhaltung von Selbstgleichheit über die Zeit hinweg, aber auch die Flexibilität, sich neuen Situationen anzupassen.

3. Innen- vs. Außenansicht
Wie wir uns selbst sehen, beeinflusst auch, wie andere uns sehen. Die Selbstwahrnehmung, wie wir uns sehen, wird oft durch die Reaktionen anderer auf uns geformt. Interaktionen mit anderen Menschen und ihre Rückmeldungen beeinflussen das Selbstkonzept, das Verständnis von uns selbst, und formen die Identität.
Soziale Rollen spielen eine wichtige Rolle für unser Selbstverständnis. Im Jugendalter findet die Entwicklung von Selbstständigkeit und die Ausbildung eines differenzierteren Selbstwertgefühls statt. In der Kindheit werden die Werte der Eltern und des unmittelbaren Umfeldes übernommen, bevor im Laufe der Zeit eigene Werte entwickelt werden.
Die Ausbildung von Identität kann drei verschiedene Formen annehmen: Werden die Werte und Rollenverständnisse der Eltern angenommen, ohne eigene Auseinandersetzung mit diesen, spricht man von übernommener Identität. Diese Form gibt weniger Stabilität, da sie nicht das eigene Ich widerspiegelt, sondern durch Erziehung geformt wurde. Die Auseinandersetzung mit sich selbst ist dienlich, doch wenn man sich dennoch auf keine eigenen Werte und Vorstellungen festlegen kann, spricht man von Identitätsdiffusion. Sie ist geprägt durch eine Orientierungslosigkeit, da man nicht wirklich weiß, wer man ist.
Die letzte Form ist die erarbeitete Identität. Die Kinderidentität wird kritisch hinterfragt und es erfolgt eine Auseinandersetzung mit den Werten und Regeln der Eltern und Gesellschaft. Wenn die Zeit und de Freiheit besteht, sich auszuprobieren, spricht man oftmals von verlängerter Adoleszenz, dem erweitertem Jugendalter. Es ist eine wichtige Zeit, da nur durch Zeit und Ausprobieren neuer Rollen, Werte und Erkundung der eigenen Person eine gesunde und flexible Identität geformt werden kann. Durch Schmuck, Mode, Frisur, Musik etc. können sich Jugendliche ausprobieren, ohne langfristigen Schaden davon zu tragen und. Es sind Zeichen, welche nach Außen sichtbar sind, doch jederzeit wieder verändert werden können.
Doch dieser Prozess braucht Freiheit und Zeit. Findet diese Auseinandersetzung mit sich selbst statt, wie z.B. durch das Führen eines Tagebuchs, erschafft man sich eine flexible und komplexe Identität. Kann eine innere Stimmigkeit entwickelt werden, die sowohl Stabilität als auch Flexibilität erlaubt, ist die Person bestens ausgerüstet für ein Leben in der modernen Gesellschaft.
4. Warum ist die Beschäftigung mit der eigenen Identität hilfreich?
Die Beschäftigung mit der eigenen Identität hilft, sich selbst besser zu verstehen und eine stabile Grundlage für unser Wohlbefinden zu schaffen. Sie ermöglicht es uns, uns mit verschiedenen Identitätsformen auseinanderzusetzen und letztendlich eine komplexe und flexible Identität zu entwickeln.
Die Identität ist wie ein Gebäude, das auf verschiedenen Säulen ruht. Je mehr Säulen wir haben, desto stabiler sind wir. Eine gelungene Identität ist eine Balance zwischen Flexibilität und Selbstgleichheit, die es uns ermöglicht, mit Veränderungen umzugehen, ohne unsere grundlegende Stabilität zu verlieren.
Wenn nun eine Säule „wegbricht“ z.B. gute Schulnoten, gibt es noch andere Säulen, wie Freunde und Familie, die das Selbst stützen. Findet die Definition allein über die Schulnoten statt und schneiden schlecht in der Schule ab, kann das in eine Identitätskrise führen. Man weiß nicht damit umzugehen. Bei mehreren Säulen ist es auch leichter mit Veränderung umzugehen, da man selbst stabil ist und weiß, wer man ist.

Die Suche nach Identität ist eine lebenslange Reise, die uns formt und definiert. Es ist eine Reise voller Selbstentdeckung, Selbstakzeptanz und Wachstum. Letztendlich ist Identität das, was uns einzigartig macht und zugleich verbindet – eine Reise, die es wert ist, unternommen zu werden.
Selbstreflexion ist ein entscheidender Begleiter auf dieser Reise. Sie ermöglicht es uns, uns selbst zu beobachten und zu verstehen. Es ist eine lebenslange Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbst.
* Lesson of today: Identität ist flexible und kann von uns gestaltet werden! Eine gelungene Identität ist eine Balance zwischen Flexibilität und Selbstgleichheit*
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